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Geflügelpest (Vogelgrippe) bei Hühnern: So schützt du deine Tiere

  • Autorenbild: Dr. Eva-Maria Casteel
    Dr. Eva-Maria Casteel
  • 21. Nov.
  • 8 Min. Lesezeit
Eine Vogelschar sammelt sich um Vogelzug. Jetzt ist Hochsaison für Vogelgrippe.

Die Geflügelpest (umgangssprachlich Vogelgrippe) ist eine hochansteckende Viruserkrankung bei Geflügel und Wildvögeln. Sie kann sich sehr schnell verbreiten und verläuft bei Hühnern meist schwer bis tödlich.

Hobbyhalter müssen ihre Tiere beim Veterinäramt melden, ein Stallbuch führen und im Ausbruchsfall der Geflügelpest Stallpflicht und Hygienemaßnahmen einhalten. Hier erfährst du, wie du deine Hühner schützt und was bei einem Ausbruch der Vogelgrippe unbedingt zu tun ist.


Inhalt:



Mittlerweile erreicht uns fast jährlich die Geflügelpest. Mit dem Beginn des Wildvogelzuges im Herbst taucht die umgangssprachlich als Vogelgrippe bezeichnete Erkrankung regelmäßig auf. Nicht selten kommt es zur Übertragung auf Geflügel in Großbetrieben, Zoos, Tierparks und eben auch Hühner aus Hobbyhaltungen und Rassegeflügelzuchten. 2016 fand die in Deutschland bisher schwerste Epidemie statt und auch in diesem Jahr sind schon wieder zahlreiche Fälle registriert.

 

Häufig überschlagen sich die Ereignisse und plötzlich heißt es: Stallpflicht für sämtliches Geflügel, auch in Hobbyhaltungen. Viele Tierhalter wissen so schnell gar nicht, was zu tun ist. Um dir diese unnötige Aufregung zu nehmen, klären wir hier, woran du die Geflügelpest erkennst, was du für den Schutz deiner Tiere tun und wie du die Stallpflicht umsetzen kannst.



Was löst die Geflügelpest (Vogelgrippe) aus?

Die Geflügelpest ist eine Viruserkrankung, die durch das Aviäre Influenza A Virus mit den Subtypen H5 oder H7 verursacht wird. Man unterscheidet dabei hochpathogene und niedrigpathogene Virusvarianten, die sich entsprechend unterschiedlich klinisch ausprägen. Sprich: Niedrigpathogene Varianten lösen meist wenige bis keine Symptome aus.


ABER: Influenza Viren besitzen eine starke Neigung zu Mutationen, sodass auch niedrigpathogene Viren ein hohes Potenzial zur Mutation in hochpathogene Viren mitbringen. Aus diesem Grund werden auch sie in der Geflügelpestverordnung erfasst und sicherheitshalber mit entsprechenden Bekämpfungsmaßnahmen angegangen.


Zunächst erscheint es einem als Tierhalter unverständlich, dass der eigene Bestand bei entsprechendem Nachweis auch ohne Symptome gekeult werden soll. Beachtet man allerdings dieses hohe Mutationspotential und die schnelle verheerende Ausbreitung von hochpathogenen Influenzaviren, so wird schnell klar, dass die Eindämmung dieser Tierseuche nur durch die Bekämpfung aller Virusvarianten Sinn ergibt.


Was also zunächst völlig übertrieben und sehr traurig erscheint, ist bei dieser ansonsten unberechenbaren Tierseuche leider sinnvoll!



So schützt du deine Tiere gegen die Geflügelpest – 5 Tipps

Geflügelpest Tipp #1: Bleib auf dem Laufenden!

Nichts ist schlimmer als nicht Bescheid zu wissen. Die neuesten Infos findest du immer auf den Seiten des Friedrich-Löffler-Institutes (FLI). Es ist das nationale Referenzlabor für Tierseuchen und hält alle aktuellen Fälle und Informationen für dich bereit.

Hier der direkte Link zum FLI: Geflügelpest FLI


Sollte es zum Aufstallungsgebot kommen, wird dies auch über die lokalen Medien bekanntgegeben. Doch schon die ersten sich häufenden Fälle von Wildvögeln sollten dich wachsam werden lassen!


Du kannst mir auch gerne auf Instagram folgen, dort findest du immer aktuelle Infos zu diesem Thema: Zu meinem Instagram Profil geht hier entlang.


Geflügelpest Tipp #2 Biosicherheit

Neben den allgemeinen Biosicherheitsmaßnahmen, die jeder Hobbygeflügelhalter in seinen Alltag integrieren sollte (alle Infos dazu solltest du unbedingt im Blogartikel zur Biosicherheit nachlesen), empfiehlt es sich in Zeiten der Geflügelpest weitere Biosicherheitsmaßnahmen zu beachten:

Ein Star trinkt aus einem Wassereimer im Hühnerauslauf

1. Möglichst wenig Besucher in den Stall lassen

2. Kein Wasser aus der Regentonne geben (wenn auch Wildvögel daraus trinken können)

3. Futter, Einstreu und alle Gegenstände zum Misten, Füttern und Tränken wildvogelsicher

aufbewahren

4. Hunde und Katzen vom Stall fernhalten (sie können das Virus übertragen, ohne zu

erkranken)

5. Stalleigene Kleidung verwenden und regelmäßig waschen

6. Keine Gegenstände an andere Geflügelhalter verleihen

7. Falls ein Besuch bei anderen Geflügelhaltern notwendig war, solltest du duschen, bevor du

wieder zu den eigenen Tieren gehst


Geflügelpest Tipp #3 Deine Pflichten als Tierhalter

Während eines Ausbruchs der Geflügelpest wird schnell klar, wie wichtig die Meldepflicht von Geflügelhaltungen beim Veterinäramt und der zuständigen Tierseuchenkasse ist. Nur so können Halter rechtzeitig informiert werden und erhalten bei Bedarf Entschädigungen.


Ist ein Stallbuch für Hühner Pflicht?

Des Weiteren sei nochmal daran erinnert, dass jeder Tierhalter ab einer Tierzahl von 1 (!) ein Bestandsbuch mit den Zu- und Abgängen führen muss und alle Tiere regelmäßig gegen das Newcastle Virus geimpft werden müssen.


Wie das alles funktioniert und wie du dein Bestandsbuch ganz leicht umsetzen kannst, erfährst du im Blogbeitrag: Hühner Anmeldung und Dokumentation – Leicht gemacht! Dort findest du auch alle Adressen der Tierseuchenkassen mit Beitragshöhe.


Zur Erleichterung der Dokumentation kannst du das kostenlose Beflügelt.vet Stallbuch nutzen und alle geforderten Daten und noch viele weitere Infos über deine Tiere darin festhalten. Trage einfach deinen Namen und deine E-Mail-Adresse ein und ich schicke dir den Link zum Download gerne direkt zu:

Abbildung einiger Seiten des Stallbuch von Beflügelt.vet



Geflügelpest Tipp #4: Was tun mit den Hühnern bei Vogelgrippe? Stallpflicht richtig umsetzen.

Stallpflicht während der Geflügelpest: Mehrere Hennen stehen hinter einem Maschendraht in einer Voliere und schauen heraus

Häufig tritt erstmal eine gewisse Panik auf, wenn die Wörter Stallpflicht oder Aufstallungsgebot fallen. Viele Hobbyhalter halten ihre Tiere in kleinen Ställen und die Tiere sind es gewohnt ihren Auslauf zu genießen oder ganz frei im Garten herumzulaufen.

Andere haben zwar einen geschlossenen Auslauf, der ist aber häufig nicht wildvogelsicher. Also was tun?


Das Aufstallungsgebot gehört neben vielen anderen Maßnahmen zu den staatlichen Schutzmaßnahmen gegen die Geflügelpest. Das wichtigste Ziel dabei ist, das eigene Geflügel gegen den Kontakt mit Wildvögeln zu schützen und so eine Virusübertragung zu verhindern.



Wie kann ich meine Hühner vor der Vogelgrippe schützen?

Der Aufenthalt im Stall gilt dabei als am sichersten. Allerdings ist der Auslauf für die meisten Hobbygeflügelhalter von großer Bedeutung und kann unter bestimmten Voraussetzungen auch weiter genutzt werden.

Dazu ist eine „Schutzvorrichtung“ notwendig. Diese muss aus folgenden Dingen bestehen:


1. Dichte überstehende Dachabdeckung

  • Dicke Plane, gestützt an den Seiten als großzügiger Überstand

  • Wellblechplatten

  • Dachkonstruktion mit Dachpappe

  • Kunststoffdachplatten


2. Seitenbegrenzung, die wildvogelsicher ist

  • Volierendraht

  • Feste Netze, die wildvogelsicher sind

  • Windschutznetze

Geflügelpest Tipp #5 Erkenne die Symptome der Vogelgrippe bei Hühnern

Bei den folgenden Symptomen einer hochpathogenen Geflügelpest solltest du dich an deinen Tierarzt wenden, damit er alles Weitere abklären kann und die nächsten Schritte einleitet:


  • Deine Tiere fressen so gut wie gar nichts mehr und sind ganz still

  • Grüner, wässriger Durchfall

  • Kopfdrehen

  • Schnabel öffnend nach Luft schnappen

  • Dicke Köpfe

  • Bläuliche Ständer oder Kämme

  • Legeleistung bricht deutlich ein

  • Innerhalb von 24 Stunden sterben 3 Tiere oder auch mehr (gilt, wenn du weniger als 100 Tiere hältst)


Übrigens:

  • Ein niedrigpathogenes Influenzavirus verursacht häufig keine oder nur unspezifische klinische Symptome. Es ist nicht selten ein Zufallsbefund.


  • Vogelgrippe bei Hühnern zu behandeln ist untersagt. Daher ist es so wichtig, deine Tiere vorab zu schützen.


 

Weitere Fragen zur Vogelgrippe erreichen mich immer wieder in meiner Sprechstunde oder im Beflügelt Club. Daher möchte ich auf die häufigsten hier noch einmal eingehen.


Welche Desinfektionsmittel sind bei Vogelgrippe wirksam?

Als Desinfektionsmittel bei Geflügelpest wirken nur solche, die gegen behüllte Viren geprüft und zugelassen sind.

Wichtig sind zwei Dinge:

  • Das Mittel muss auf der DVG- oder VAH-Liste stehen.

(DVG = Deutsche Veterinärmedizinische Gesellschaft | VAH = Verband für angewandte Hygiene)

 

  • Die Einwirkzeit und Konzentration müssen eingehalten werden. Das ist im Stallalltag schwierig, weil Stiefelsohlen und Oberflächen meist 30 Minuten in der Desinfektionslösung stehen müssen.


Du kannst diese Desinfektionsmittel gegen Vogelgrippe beim Tierarzt bekommen.


Warum wird in Deutschland (noch) nicht gegen Vogelgrippe geimpft?

Die Impfung gegen Vogelgrippe klingt zunächst nach der einfachsten Lösung. In der Praxis ist sie aber noch mit mehreren Hürden verbunden.


1. Handelsbeschränkungen

Geimpfte Tiere gelten international nicht automatisch als „seuchenfrei“. Das kann bedeuten, dass deutsche Eier und Geflügelfleisch schlechter oder gar nicht mehr abgenommen werden. Für landwirtschaftlich geführte Geflügelbetriebe ist das ein massiver wirtschaftlicher Faktor.


2. Schwierigeres Monitoring

Nach einer Impfung ist schwer zu erkennen, ob ein Tier wirklich infiziert ist oder ob es nur Antikörper durch die Impfung hat. Für die Überwachung der Vogelgrippe ist das eine echte Herausforderung.


Die Europäische Behörde für Lebensmittelsicherheit (EFSA) schreibt vor: Wenn Tiere gegen HPAI (hochpathogene aviäre Influenza = Vogelgrippe) geimpft werden, braucht es eine verstärkte Überwachung.


Geimpfte Bestände müssten noch enger kontrolliert werden als ungeimpfte, damit man erkennt, ob das Virus irgendwo „mitläuft“ oder sich verändert.

Die EU empfiehlt eine Mischung aus:


  • passiver Überwachung (auffällige Tiere melden, tote Tiere untersuchen)

  • gezielten PCR-Tests

  • serologischen Tests (Antikörperkontrollen)

 

Das führt direkt zur nächsten Frage: Wer soll all diese Proben nehmen? Und wer soll sie bezahlen? Für Hobbyhalter wäre das kostentechnisch kaum realistisch.

 

3. Das Virus verändert sich ständig

H5-Viren mutieren sehr schnell. Ähnlich wie bei der menschlichen Grippe braucht es regelmäßig angepasste Impfstoffe, damit der Schutz zuverlässig ist. Das macht die Impfung aufwands- und kostenintensiv.

 

4. Jahrzehntelang war keine Impfung gegen Geflügelpest vorgesehen

In der EU war die Geflügelpest-Impfung lange schlicht nicht vorgesehen. Erst 2024 wurde der erste zugelassene H5-Impfstoff freigegeben („INNOVAX® ND H5“).

Das ist ein wichtiger Durchbruch, aber es braucht Zeit, bis klare Impfstrategien entwickelt und umgesetzt werden.

 

Wo stehen wir also in Sachen Impfung gegen die Vogelgrippe jetzt?

Deutschland prüft derzeit, wie Impfstrategien künftig eingesetzt werden können:

✔ weniger Tierverluste✔ ein kostensparendes, aber trotzdem effektives Monitoring✔ ein stabiler internationaler Handel

 

Kurz gesagt: Es wird noch dauern, bis die Impfung auch beim Hobbygeflügel einfach, bezahlbar und alltagstauglich eingesetzt werden kann. So lange bleiben die Sorgen und die Stallpflicht uns leider erhalten.


Sind Eier von Hühnern mit Vogelgrippe gefährlich?

Eier von Hühnern, die an Geflügelpest erkrankt oder möglicherweise infiziert sind, dürfen nicht mehr verzehrt oder abgegeben werden.


Bei Ausbruch oder Verdacht gilt:

  • Eier im eigenen Haushalt halten

  • Nicht verkaufen, nicht verschenken, nicht verfüttern!

 

Das Veterinäramt entscheidet, wie mit Eiern aus betroffenen Beständen verfahren wird.

 

Ist die Vogelgrippe bereits in deiner Umgebung nachgewiesen worden, solltest du die Eier deiner Hühner sicherheitshalber nicht mehr roh verwenden. Koche sie hart oder nutze sie zum backen.

 

Ist die Vogelgrippe für Menschen gefährlich?

Das Risiko, sich mit Geflügelpest zu infizieren, ist aktuell gering.

Eine Übertragung auf Menschen kommt selten vor und betrifft fast ausschließlich Personen, die sehr engen Kontakt zu erkrankten Tieren oder deren Ausscheidungen hatten (Mitarbeiter in professionellen Geflügelbetrieben).

 

Kommt es zur Infektion, kann der Verlauf beim Menschen allerdings schwer sein.

Darum gilt: Kein direkter Kontakt zu verendeten Wildvögeln!

 

Kann meine Katze Vogelgrippe bekommen?

Ja, in Einzelfällen können sich Katzen infizieren, wenn sie erkrankte oder frisch verendete Wildvögel fressen. Das ist selten, kommt aber vor.


Wichtiger als die Erkrankung selbst ist, dass Katzen das Virus mechanisch einschleppen können. So könnten Viren beispielsweise an den Pfoten in den Hühnerstall eingetragen werden.

 

Kann ich mich bei meiner Katze mit Geflügelpest anstecken?

Das Risiko gilt als äußerst gering. Nach aktuellem Wissensstand treten menschliche Infektionen fast ausschließlich bei Personen auf, die intensiven Kontakt zu großen Mengen erkrankter Vögel oder kontaminiertem Stallmaterial haben (in Geflügelbetrieben).

Normale Katzenhalter ohne großen Geflügelbetrieb gelten also nicht als Risikogruppe.

 

Praktische Empfehlung während eines Geflügelpest Ausbruchsgeschehens:

  • Katzen nicht in den Hühnerstall lassen

  • Keine toten Wildvögel offen liegen lassen, aber:

  • Gefundene tote Vögel dem Veterinäramt melden, nicht selbst entsorgen!

 

Wo ist Stallpflicht wegen der Vogelgrippe?

Ob Stallpflicht gilt, entscheidet immer das zuständige Veterinäramt auf regionaler Ebene. Die Lage kann sich täglich ändern, deshalb achte auf Medienmeldungen oder noch besser:

Prüfe täglich den aktuellen Stand:

  1. Friedrich-Loeffler-Institut (FLI) – aktuelle Ausbrüche & Risikokarten

    https://www.fli.de

  2. Website deines Kreisveterinäramtes → „Tierseuchen / Geflügelpest / Stallpflicht“

  3. Amtliche Bekanntmachungen deiner Gemeinde / Landkreises

 

Wenn sich in deiner Region Fälle der Vogelgrippe bei Wildvögeln häufen, ist die Stallpflicht sehr wahrscheinlich, selbst wenn sie noch nicht offiziell ausgesprochen wurde.


Mein Fazit zur Geflügelpest

Du siehst, du kannst einiges tun, um deine Hühner vor der Geflügelpest zu schützen. Am wichtigsten für Hobbygeflügelhalter ist dabei der Schutz vor Wildvögeln und die direkte Kontaktminimierung durch andere Geflügelhalter und -stallungen.


Die Vogelgrippe ist eine ernste Sache und du solltest dich informieren und vorbereiten. Panik ist hingegen nicht angesagt.


Die Risikobewertung kann sich jedoch immer wieder ändern: aktuelle Einschätzungen findest du beim RKI und FLI!


Autorenbild und Info Geflügeltierärztin Dr. Eva-Maria Casteel Beflügelt.vet


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