Hitze und feuchte Luft ... das ist gar nichts für Hühner, Puten, Wachteln, Tauben und alle anderen Beflügelten. Der Hitzetod durch sogenannten Hitzestress kommt häufiger vor, als du wahrscheinlich denkst. Deshalb solltest du einige Dinge beachten, um deine Tiere gut durch die Hitzeperiode zu bekommen. Egal ob Stallhaltung, Gartenhaltung oder Freilandhaltung, Hitzestress trifft alle. Hier liest du meine Tipps.
Inhaltsverzeichnis
Wie entsteht Hitzestress bei Geflügel?
Hitzestress ist eine deutliche Belastung des Organismus beim Geflügel ab dem 20. Lebenstag. Diese entsteht aufgrund hoher Temperaturen und/oder hoher Luftfeuchtigkeit.
Hühner, Wachteln, Puten und anderes Geflügel haben bei diesen Wetterbedingungen Probleme, die Temperaturen zu kompensieren. Denn für Geflügel gilt: Schwitzen ist nur sehr bedingt möglich.
Die Wärmeabgabe erfolgt beim Geflügel ausschließlich über Zunge Schleimhäute und Haut – nur dass sie dabei eine Daunenjacke anhaben. Deshalb gilt es eine Überhitzung zu vermeiden!
Achtung, Hitzestress entsteht auch bei vergleichsweise niedrigen Temperaturen!
Vielleicht hast du auch schon gehört: Achtung bei Temperaturen ab 26–28 Grad! Jetzt musst du Maßnahmen ergreifen!
Das Gefährliche daran ist: Es sind nicht immer nur hohe Temperaturen, die Probleme machen können. Auch die Luftfeuchtigkeit spielt, wie eingangs erwähnt, eine entscheidende Rolle. Schwüles Wetter belastet deine Tiere mindestens genauso stark wie trockene Hitze.
Wichtig für dich ist es somit, den Gesamtwärmegehalt der Luft zu wissen (Enthalpie-Wert).
Bei Überschreitung eines Enthalpie-Wertes von 72 kJ/kg kann der Hitzetod eintreten. Dies kann in einem Hühnerstall abhängig von Bauweise und Lüftungsanlage bereits nach wenigen Stunden passieren. Hältst du deine Tiere generell oder auch zeitweise den ganzen Tag im Stall (beispielsweise bei Aufstallungsgebot) können solche Werte schnell erreicht werden. Hier solltest du also unbedingt rechtzeitig gegensteuern.
Anzeichen von Hitzestress bei Geflügel erkennen
Hast du Sorge, dass du die Anzeichen von Hitzestress bei deinen Hühnern nicht erkennst? Keine Sorge, es ist ganz einfach. Schau dir deine Tiere an gefährlichen Sommertagen gut an.
So sehen die Symptome aus:
Der Schnabel steht auf, denn dein Huhn versucht über seine Zunge und Schleimhäute Wärme abzugeben.
Die Tiere lassen die Flügel vom Körper abstehen, um mehr Wärme über die Haut abgeben zu können.
Gibt es im Stall gemauerte Wände, so versucht jeder einen Platz an der kühlen Wand zu ergattern. Deine Hühner verteilen sich also auffällig unregelmäßig im Stall, was auf einen Blick erkennbar ist.
Meine 7 Tipps gegen Hitzestress
1. Halte das Wetter im Blick
Der Wetterbericht sagt eine Hitzewelle voraus? Checke die Enthalpie-Werte der Außenluft beim Deutschen Wetterdienst! Jeder Landwirt macht das, um seine Tiere zu schützen, warum du nicht auch?
Es gibt dort extra eine Seite mit tagesaktuellen Werten und einer Vorhersage bis zu 4 Tage für Hitzestress beim Geflügel. Den Link findest du hier!
Ich nutze zusätzlich die App „Thermotool“ für Nutztiere. Damit behältst du ganz leicht die Übersicht und erfährst, wann es Hühnern, Schweinen und Kühen zu warm draußen ist und was du dagegen tun kannst. Die gibt es im App-Store und im Google Play Store für jedes Handy. Einfach unter Suche „Thermotool“ eingeben.
2. Immer frisches Wasser anbieten
In Hitzeperioden sollte allen Tieren immer Wasser zur freien Verfügung stehen. Das gilt auch für deine Hühner. Ideal ist jetzt möglichst kaltes und frisches Nass.
In eine Glockentränke könntest du zum Beispiel Eiswürfel werfen. Hast du eine Tränke mit Nippeln und einem direkten Wasseranschluss, kannst du mehrmals täglich die Tränke für ein paar Minuten mit Wasser durchspülen und frisches kaltes Wasser einlaufen lassen.
Für eine ausreichende Flüssigkeitsaufnahme kannst du auch Eisblöcke einfrieren, in eine Schale geben und über Tag auftauen lassen. Das ist interessant und beschäftigt deine Hühner gleichzeitig, da sie ständig daran herum picken.
3. Aktive Kühlung
Wasservernebelungsdüsen sind eine gute Sache. Du kannst sie entweder im Stall, auf dem Dach des Stalles oder an geeigneter Stelle im Auslauf anbringen. Es gibt günstige Sets, die schnell montiert sind.
Ich habe schon mal diese verwendet. Falls du es dir bequem machen willst und nicht alles unter Wasser stehen soll, hilft ein Bewässerungscomputer. Die Ausgaben liegen etwa bei 60 € für Beides.
In einem modernen Betrieb mit größeren Tierzahlen gehören Vernebelungsanlagen zum Standard und sind aus meiner Sicht der Garant für das Wohlbefinden der Tiere in Hitzeperioden. Warum also nicht auch in deinem Garten?
4. Schatten
In jeder Freilaufhaltung sollte es Möglichkeiten zum Schutz vor Greifvögeln geben. Diese bieten praktischerweise in der Regel auch Schattenplätze. Idealerweise ist der ganze Auslauf strukturiert und/oder mit Kletterpflanzen bewachsen, sodass ausreichend Schatten entsteht.
Tipp
Auch dein Sandbad sollte möglichst immer überdacht sein. Sand wird sehr schnell sehr heiß, aber im Schatten kühlt er wunderbar und ist in der Regel der Lieblingsplatz im Auslauf.
5. Vitamin C – wichtiger als du vielleicht denkst
Wie eingangs erwähnt kommt es schon bei leichtem Hitzestress zur Schnabelatmung. Durch dieses „Hecheln“ geben deine Hühner viel zusätzliches CO₂ ab, was den pH-Wert im Blut verändert.
Die Folgen sind eine Verlangsamung der Herzmuskelaktivität und eine erhöhte Aktivität des Magen-Darm-Traktes. Deine Tiere werden ruhiger und leichter Durchfall kann entstehen.
Der Verlust von Flüssigkeit und Salzen führt wiederum zu weiteren Mangelsituationen und behindert die Herzmuskeltätigkeit des Vogels … ein Teufelskreis.
Vitamin C wirkt dem antioxidativen Stress des Körpers entgegen. Daher solltest du es während der Hitze und am Folgetag von morgens bis abends dem Tränkwasser zugeben.
6. Elektrolyte zur Vorbeugung und im Notfall
Hitzestress verursacht also eine erhöhte Aktivität des Magendarmtraktes, wobei leichter Durchfall und in Folge Mangelsituationen entstehen. Diese gilt es unbedingt zu vermeiden oder wieder auszugleichen.
Die zusätzliche Gabe von Elektrolyten sollte während einer Hitzeperiode daher immer vorbeugend zusammen mit Vitamin C erfolgen. Es kann, anders als bei krankheitsbedingten Elektrolytgaben, in solchen Zeiten niemals schaden.
Die Elektrolytergänzung erfolgt ebenfalls von morgens bis abends über das Tränkwasser.
Elektrolytmischungen erhältst du bei deinem Geflügeltierarzt in der Nähe oder in meinem Onlineshop beflügelt+
Ich habe dir ein Erste Hilfe Set Hitzestress zusammengestellt, das du immer in der Stallapotheke haben solltest. Du findest es hier: Mein Erste Hilfe Set Hitzestress
Tipp
Falls du zu spät dran bis und die Hitzewelle dich überrollt hat …. Hier ein Not-Rezept für die Herstellung von einfachen Elektrolyten bis dein Erste Hilfe Set Hitzestress ankommt:
Für 4–5 l Wasser brauchst du:
8 TL Zucker
0,5 TL Mehrsalz
0,5 TL Natron
0,5 TL Kaliumchlorid
Die Dosierung des Gemisches liegt bei 2 TL pro Liter Wasser.
7. Notfall Hitzestress
Findest du eines deiner Hühner im Gartenauslauf, das akut und hochgradig unter der Hitzebelastung leidet, musst du sofort handeln.
Folgendes ist zu tun:
Bringe es in den Schatten
Besorge eine Schüssel mit kaltem Wasser und stelle es hinein
Biete eine hochdosierte Elektrolytmischung wie das Hitzestress-Notfallset (oder bei oben genannter Rezeptur: 2 TL auf 0,5l Wasser) gemäß Dosierungsangabe auf dem Produkt an.
Mein Fazit zum Hitzestress bei Geflügel
Wie du siehst, kannst du einiges tun, um dein empfindliches Geflügel vor Hitzestress zu bewahren. Also keine Sorge. Sei jedoch wachsam und halte deine Stallapotheke gut sortiert!
Halte den Wetterbericht ein wenig im Auge und erinnere dich an meine 7 Tipps. Dann kann nichts passieren und du genießt mit gutem Gewissen die Sonne.
Ich wünsch’ dir einen schönen Sommer!
Wenn du Lust hast, lade dir doch mein kostenloses Stallbuch für deine Hühner, Wachteln oder Puten herunter. Weitere Infos findest du hier.