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Hühnerhaltung im Sommer: Das solltest Du beachten



Hitze und feuchte Luft... das ist gar nichts für Hühner, Puten, Wachteln, Tauben und was sonst noch so beflügeltes unterwegs ist. Nicht selten kommt es zum so genannten Hitzestress oder zum Hitzetod. Sowohl in der Stallhaltung, als auch bei Gartenhaltung oder Freilandhaltung solltest Du daher einige Dinge beachten, damit Deine Tiere gesund durch die Hitzeperiode kommen.


Wie entsteht Hitzestress?

Als Hitzestress wird beim Geflügel ab dem 20. Lebenstag, eine deutliche Belastung des Organismus aufgrund hoher Temperaturen und/oder hoher Luftfeuchtigkeit bezeichnet.

Hühner, Wachteln, Puten & Co. haben in diesem Fall Probleme die Temperaturen zu kompensieren, da schwitzen ähnlich wie beim Hund nicht möglich ist.

Die Wärmeabgabe erfolgt beim Geflügel ausschließlich über Haut, Zunge und Schleimhäute.

Anzeichen von Hitzestress

Du glaubst Du wirst es nicht erkennen, wenn es Deinem Huhn zu warm ist? Oh doch… das wirst Du! Es ist ganz einfach, schau Dir einfach die Tiere an:

1. Der Schnabel steht auf und der Vogel versucht über die Zunge und die Schleimhäute

Wärme abzugeben

2. Die Tiere lassen die Flügel vom Körper abstehen um mehr Wärme über die Haut abgeben zu können

3. Gibt es im Stall gemauerte Wände, so versucht jeder einen Platz an der kühlen Wand zu ergattern – das heißt die Verteilung im Stall ist ganz ungleichmäßig


Oft hört man das bei Temperaturen ab 26-28 Grad Maßnahmen ergriffen werden sollten. Das gefährliche daran: Es sind nicht immer nur hohe Temperaturen die Probleme machen können. Auch die Luftfeuchtigkeit spielt, wie schon erwähnt eine entscheidende Rolle. Schwüles Wetter belastet die Tiere noch viel stärker als trockene Hitze. Wichtig für Dich ist es somit den Gesamtwärmegehalt der Luft zu wissen (Enthalpiewert).

Bei Überschreitung eines Enthalpiewertes über 72 kJ/kg in einem Hühnerstall geht man abhängig von Bauweise und Lüftungsanlage vom Hitzetod nach wenigen Stunden aus. Hältst Du Deine Tiere generell oder auch zeitweise den ganzen Tag im Stall (z.B. bei Aufstallungsgeboten) so können solche Werte schnell erreicht werden, wenn nichts unternommen wird.

Es ist also wichtig, dass du wachsam bist sobald es warm wird. Folgende Tipps helfen Dir Deine Tiere vor Hitzestress zu bewahren:

7 Tipps gegen Hitzestress


1. Das Wetter

Der Wetterbericht sagt eine Hitzewelle voraus? Checke die Enthalpiewerte der Außenluft beim Deutschen Wetterdienst! Jeder Landwirt macht das sowieso um seine Tiere zu schützen, warum Du nicht auch? Es gibt dort extra eine Seite mit tagesaktuellen Werten und einer Vorhersage bis zu 4 Tagen für Hitzestress beim Geflügel. Den Link findest Du hier! Ich nutze zusätzlich für Nutztiere die App „Thermotool“, damit behältst Du ganz leicht die Übersicht und erfährst wann es Hühnern, Schweinen und Kühen zu warm draußen ist und was Du dagegen tun kannst. Gibt es im App-Store und im Google-Playstore für jedes Handy (Einfach unter Suche „Thermotool“ eingeben).


2.Wasser

In Hitzeperioden sollte immer allen Tieren Wasser zur freien Verfügung stehen! Möglichst kalt bzw. frisch wäre es am Besten. In eine Glockentränke könntest Du zum Beispiel Eiswürfel werfen. Hast Du eine Tränke mit Nippeln und einem direkten Wasseranschluss, dann kannst Du mehrmals täglich die Tränke für ein paar Minuten mit Wasser durchspülen und frisches kaltes Wasser einlaufen lassen. Für eine ausreichende Flüssigkeitsaufnahme kannst Du auch Eisblöcke einfrieren, in eine Schale geben und über Tag auftauen lassen. Beschäftigt die Tiere übrigens auch ganz gut, da sie ständig daran herumpicken.


3.Kühlung

Wasservernebelungsdüsen sind eine gute Sache, entweder im Stall, auf dem Dach des Stalles oder an geeigneter Stelle im Auslauf. Es gibt günstige Sets, die schnell anzubringen sind. Ich habe schon mal diese verwendet. Wenn Du es dir ganz bequem machen willst und nicht alles unter Wasser stehen soll, falls Du unterwegs bist, hilft ein Bewässerungscomputer. Die Ausgaben liegen ca. bei 50-60 € für Beides.

In einem modernen Betrieb mit größeren Tierzahlen gehören Vernebelungsanlagen zum Standard und sind aus meiner Sicht der Garant für das Wohlbefinden der Tiere in Hitzeperioden. Also warum nicht auch in deinem Garten?

4. Schatten

In jeder Freilaufhaltung sollte es Möglichkeiten zum Schutz vor Greifvögeln geben. Diese bieten in der Regel auch Schatten gegenüber der Sonne. Idealerweise ist der ganze Auslauf strukturiert und/oder mit Kletterpflanzen bewachsen, so dass ausreichend Schatten entsteht. Ein Sandbad sollte möglichst immer überdacht sein. Sand wird sehr schnell sehr heiß, aber im Schatten kühlt er wunderbar und ist in der Regel der Lieblingsplatz im Auslauf.

5. Vitamin C

Wie erwähnt kommt es schon bei leichtem Hitzestress zur Schnabelatmung. Durch dieses „Hecheln“ wird auch zusätzliches CO2 abgegeben und der pH-Wert im Blut sich verändert. Folgen sind eine Verlangsamung der Herzmuskelaktivität und eine erhöhte Aktivität des Magen-Darm-Traktes. Die Tiere werden somit ruhiger und leichter Durchfall kann entstehen. Der Verlust von Flüssigkeit und Salzen führt wiederum zu weiteren Mangelsituationen und behindert die Herzmuskeltätigkeit des Vogels… ein Teufelskreis.

Vitamin C wirkt dem antioxidativen Stress des Körpers entgegen und sollte während der Hitze und am Folgetag von morgens bis abends dem Tränkwasser zugegeben werden.

6. Elektrolyte

Hitzestress verursacht wie schon oben erwähnt, eine erhöhte Aktivität des Magendarmtraktes, wobei leichter Durchfall entsteht. Die Folge davon, ist dass die Tiere bestimmte Salze verlieren, was sich unter anderem nachteilig auf den Herzmuskel auswirkt. Es gilt also diese Mangelsituationen zu vermeiden bzw. wieder auszugleichen.

Die zusätzliche Gabe von Elektrolyten sollte während einer Hitzeperiode daher immer erfolgen. Es kann, anders als bei krankheitsbedingten Elektrolytgaben,

in solchen Zeiten niemals schaden.

Die Elektrolytergänzung erfolgt ebenfalls von morgens bis abends über das Tränkwasser.

Elektrolytmischungen erhältst Du bei Deinem Geflügeltierarzt in der Nähe.

Falls Du zu spät dran bis und die Hitzewelle dich überrollt hat …. hier ein Rezept für die Herstellung von Elektrolyten für Deine Gartenhühner:

Für 4-5 l Wasser braucht Du:

8 TL Zucker

0,5 TL Mehrsalz

0,5 TL Natron

Die Dosierung des Gemisches liegt bei 2 TL pro Liter Wasser.

Du kannst die Lösung auch vorbereiten und in einem Glas aufbewahren. Einfrieren mit ein wenig Wasser geht auch. So liegen täglich Elektrolyteiswürfel für deine Tiere bereit und du brauchst morgens nicht alles frisch anrühren, sondern nur neue Eiswürfel ins Wasser werfen.

7. Notfall Hitzestress

Findest Du ein Tier in deinem Gartenauslauf, dass akut und hochgradig unter der Hitzebelastung leidet, dann ist folgendes zu tun:

· Bringe es in den Schatten

· Besorge eine Schüssel mit kaltem Wasser und stelle es hinein

· Biete ein hochdosierte Elektrolytmischung (bei oben genannter Rezeptur: 2 TL auf 0,5l Wasser) ansonsten gilt die Angabe des jeweiligen Produktes.

Fazit

Wie Du siehst kannst Du einiges tun um das empfindliche Geflügel vor Hitzestress zu bewahren. Halte den Wetterbericht ein wenig im Auge und erinnere Dich an die 7 Tipps.

Dann kann gar nichts passieren und du kannst mit gutem Gewissen die Sonne genießen.

Ich wünsch Dir einen schönen Sommer!



Wenn Du Lust hast, dann lade Dir doch mein kostenloses Stallbuch für Deine Hühner, Wachteln oder Puten herunter. Viele weitere Infos dazu findest Du hier.













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