Der Einsatz von Origanum vulgare ist eines meiner Lieblingsthemen in der Geflügelhaltung. Die Heilpflanze wird nicht nur auf der Pizza gerne verstreut, sondern auch von Geflügelhaltern jeglicher Art und in jeglicher Haltungsform verwendet.

In der Landwirtschaft wird Oregano als Ergänzungsfuttermittel sehr erfolgreich und häufig eingesetzt. Dies wurde nicht zuletzt deswegen möglich, da die Oregano-Pflanze sehr gut erforscht und beschrieben ist, sie ist gut zu dosieren und hat nachweislich unter anderem einen antibiotischen Effekt. Und mal ehrlich, was will man in heutigen Zeiten denn mehr?!
Doch werden wir nicht zu euphorisch! Erstmal ein paar Fakten zu dieser außergewöhnlichen Heilpflanze:
Antibakterielle Wirkung
Carvabrol, Thymol, ß-Terpine und p-Cymol, das sind die aktiven Komponenten der Oreganopflanze. Sie sind in der Lage, das Wachstum von Bakterien zu hemmen. Untersuchungen beziehen sich dabei weitestgehend auf Clostridien, E.coli und Salmonellen. Doch auch bei der hochansteckenden Schwarzkopferkrankung lässt sich in der Praxis eine Beeinflussung der klinischen Symptome, vor allem bei Puten, beobachten. Genaue Wirkungsmechanismen sind in diesem Fall allerdings noch unklar.
Vermeidung von Dysbakteriosen
Durch den Einsatz von Oregano lässt sich wie schon erwähnt die Vermehrung von Bakterien hemmen. In Folge dessen hat es auch eine Wirkung auf so genannte Dysbakteriosen im Darm. Sie kennzeichnen sich durch das übermäßige Wachstum bestimmter Darmbakterien, die ansonsten eigentlich zur normalen Darmflora gehören. Dadurch kommt es häufig zu Aufgasungen und starken Schmerzen im Magen-Darm-Bereich. Küken zeigen dies durch lautes Klagen. Durch den Einsatz von Oregano zu Beginn der Symptomatik kann eine Dysbakteriose „abgefangen“ werden.
Nebenbei erwähnt kann durch das Vorhandensein einer gesunden Darmflora auch der Befall mit Kokkzidien eingedämmt werden. Indirekt hat Oregano somit sicherlich auch eine Wirkung auf Kokkzidien.
Kokkzidien sind einzellige parasitäre Erreger, welche sich besonders bei Dysbakteriosen und in Stresssituationen gerne deutlich durch starke Durchfallerkrankungen zeigen. Vor allem bei Jungtieren kann dies durchaus auch zum Tod führen. Dazu aber mehr in einem gesonderten Beitrag.
Wie kann man Oregano einsetzen?

Für deine Hähnchen
Der Einsatz von Oregano zur Verbesserung der Darmstabilität erfolgt in der Regel sobald sich erste Anzeichen von weichem, hellverfärbtem Kot zeigen. Es empfiehlt sich die Anwendung von hoch dosierten Konzentraten über das Trinkwasser, da der Einsatz über den Medikamentendosierer ziemlich genau erfolgen kann und unproblematisch ist. Niedrigkonzentrierte Präparate müssen in hohen Mengen eingesetzt werden und sind häufig mit anderen, für das Tier nicht erforderlichen, Zusatzstoffen versetzt. Oregano Präparate sind in der Regel bei jedem Geflügeltierarzt erhältlich. Er berät natürlich auch zur entsprechenden Dosierung.

Für deine Puten/Legehennen:
Neben dem Einsatz über das Trinkwasser kann auch von der Futtermühle Oregano über das Futter zugesetzt werden. Das kann bei dauerhaftem Darmproblemen bzw. bei Schwarzkopfproblemen unterstützend wirken. Nach Absprache mit der Mühle wird somit direkt mit dem Futter in den Silo geliefert.
Noch ein Wort zum Einsatz von Oreganopräparaten über das Trinkwasser bei Puten. Puten sind viel empfindlicher, was die Verweigerung des Trinkwassers angeht, sobald man etwas zugesetzt hat. Der Wasserverbrauch sollte also genauestens beobachtet werden. Ansonsten muss die Dosierung angepasst werden. Eine mangelhafte Flüssigkeitsaufnahme sorgt sonst schnell für neue Probleme.

Für deine Gartenhühner:
Es ist kein großer Aufwand Oregano bei deinen Gartenhühnern einzusetzen. In der Regel funktionieren Tees und Öle ganz gut.
Oreganotee für Hühner
Oregano kannst du, falls es nicht in deinem Garten wächst, auch getrocknet kaufen.
Die getrockneten Oreganoblätter (ca. 2 TL pro Liter heißem Wasser) übergießen und 10 Minuten ziehen lassen. Nach dem Abkühlen kannst du die Flüssigkeit dann sowohl Küken als auch ausgewachsenen Tieren anstatt des Tränkwassers hinstellen. Eventuell solltest du initial in den 3-4 Stunden vorher mal kein Wasser anbieten, damit die Aufnahme des Tees zuverlässig erfolgt.
Bei Tieren, die den Tee nicht aufnehmen wollen kann eventuell ein halber TL Traubenzucker pro Liter zugegeben werden. Das gibt Energie und fördert die Aufnahme.
Ist dein Huhn durch die Durchfallerkrankung schon so schwach, dass es den Tee nicht mehr selbst aufnehmen kann, rate ich von einer Eingabe per Pipette oder Ähnlichem ab, da die Flüssigkeit häufig in die Luftröhre appliziert wird und es dann umgehend zum Erstickungstod kommen kann. So ein Tier solltest du unbedingt dem Tierarzt vorstellen! Nur er kann dann entscheiden wie die weitere Behandlung zu erfolgen hat.
Oreganoöl selber machen
Bei beginnenden, leichten Durchfallerkrankungen kannst du Oregano in Öl-Form über das Futter verabreichen.
Oreganoöl kannst du zwar überall kaufen, aber wenn es im Garten wächst, dann kannst du es auch gleich selber machen ;)
Ca. 300 g Oregano trocknen und mit ca. 0,7 Liter warmen Raps- oder Sonnenblumenöl vermischen. Alles in eine Flasche füllen und ca. 3 Wochen ziehen lassen. Zwischendurch ruhig mal schütteln. Anschließend kannst du das Öl z.B. über das Grünfutter geben. (Körnerfutter wird schnell zu fettigen Klumpen ;). Aber nicht zu viel. Ein Schluck reicht!
Zuletzt sei nochmal darauf hingewiesen, dass der Einsatz von Oregano nicht zuverlässig bei jeder Durchfallerkrankung und vor Allem nicht bei hochgradigen Durchfällen allein ausreicht.
Beobachtest du deine Tiere jedoch genau, so merkst du sofort, wenn eine Verdauungsstörung in der Tiergruppe vorliegt. Genau zu diesem Zeitpunkt, der beginnenden Dysbakteriose, da kann Oregano hilfreich sein und dann ist auch schon bald alles wieder überstanden.
Sind die Tiere apathisch und fressen bzw. saufen nicht, so müssen sie unbedingt intensiver behandelt werden. Es empfielt sich umgehend eine Kotprobe in einem qualifizierten Labor abzugeben und bei Tierverlusten direkt eine pathologische Untersuchung durchführen zu lassen um den übrigen Bestand schützen zu können.
Auch in der Hähnchen- und Putenhaltung ist die Sektion immer empfehlenswert und wird in der Regel vom bestandsbetreuenden Tierarzt umgehend durchgeführt.
Fazit:
Oregano hilft zu einem frühen Zeitpunkt der Infektion bzw. der Dysbakteriose häufig!
Ist der Zustand der Tiere allerdings schon schlecht, dann sollte umgehend der Kontakt zum Geflügeltierarzt aufgenommen werden. Er entscheidet, dann über den weiteren Verlauf der Behandlung!
Und noch ein Tipp:
Zum Schluss noch ein Tipp, falls du noch mehr über die Erstversorgung beim Huhn lernen möchtest:
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