Wasser marsch!?“
Sauberes Trinkwasser ist das wichtigste Futtermittel und die Basis für erfolgreiche Hähnchenhaltung. Es muss allen Tieren kontinuierlich zur Verfügung stehen. Doch wie kannst du die Qualität bis zum Ausstallen garantieren? Sind zusätzliche Maßnahmen notwenig? Und was kann Stadtwasser leisten?
Nach der Einstallung nehmen Küken ca. 30 ml Wasser am Tag zu sich, gegen Ende der Mastperiode können es 300-350 ml sein.
Wasser übernimmt im Organismus unter anderem diese wichtigen Aufgaben:
Thermoregulation
Bildung von Körperflüssigkeiten
Ablauf von Stoffwechselvorgängen
Ausscheidung von Stoffwechselprodukten
"Wer nicht trinkt, der frisst auch nicht!"
Bei den zur Zeit üblichen Herdengrößen versteht es sich somit von selbst, dass Wasser den Tieren in einwandfreier Qualität und Menge zur Verfügung stehen muss, um die Tiergesundheit zu erhalten und gute Leistungen zu erzielen.
Die Quelle
Die meisten Tierhalter sind daher bemüht Stadtwasser oder Wasser aus einem hofeigenen Brunnen mit hoher Qualität für ihre Tiere als Ausgangsquelle zu verwenden. Die Qualität der Quelle ist bei routinemäßigen Probenahmen fast immer einwandfrei.
Biofilm
Die Probleme beginnen im Leitungssystem. Durch den ständigen retrograden Keimeintrag in das Leitungssystem über die Tränkenippel kommt es zur Bildung eines so genannten Biofilms an der Innenwand der Tränkeleitungen. Biofilme sind komplexe Lebensgemeinschaften verschiedener Mikroorganismen, denen sowohl eine Nährstoffquelle als auch Schutz geboten wird. Die Mikroorganismen sind in extrazelluläre polymere Substanzen (EPS) eingebettet und bilden dadurch Flocken, Beläge oder sogar Schlämme an den Grenzflächen zwischen Wasser und dem entsprechendem festen Medium.
Die zusätzliche Besiedlung des Biofilms mit pathogenen Infektionserregern kann zu einem, mehr und mehr die Tiergesundheit beeinflussendem, Hygienemangel führen. Neben geflügelpathogenen E. coli Erregern und Pseudomonaden können auch Enterokokken und weitere Erreger im Zusammenhang mit klinischer Problematik im Tränkwasser nachgewiesen werden. Desweiteren besteht eine solche Vektorfunktion für Zoonoseerreger wie Salmonellen spp. und Campylobacter spp.
Wassercheck
Auch bei zunächst nicht offensichtlichen Problemen sollte ein bis zweimal jährlich eine Routineuntersuchung der mikrobiologischen Tränkwasserqualität in den Leitungen erfolgen, wichtig dabei ist eine gute Wasserprobe ohne zusätzliche Verunreinigungen zu entnehmen. Hier eine kurze Anleitung:
1-2 x im Jahr eine Probe aus den Leitungen und bei Brunnenwasser noch eine Probe zusätzlich aus dem Brunnen nehmen
Der Befund kann gleichzeitig für ein QS Audit oder für den jährlichen Tränkwassercheck der Initiative Tierwohl genutzt werden und ist bei teilnehmenden Betrieben ohnehin unbedingt erforderlich.
Zu berücksichtigen ist jedoch, dass die Wasserprobe nur eine Momentaufnahme darstellen kann. Durch sich ständig vom Biofilm lösende Bestandteile kann die Keimbelastung in der Probe stark schwanken. Nichts desto trotz spricht eine schlechtes Ergebnis der Probe in der Regel für mangelnde Leitungshygiene.
„Ich bin klein, die Leitung rein“
Bevor die Küken in den vorbereiteten Stall gebracht werden, ist eine entsprechende Leitungshygiene empfehlenswert. Hierdurch kann dem empfindlichen Küken Wasser mit guter Qualität zur Verfügung gestellt werden. Häufig vernachlässigt wird dabei eine, der Desinfektion vorrausgehende Reinigung mit alkalischen Reinigern, um den so genannten Eiweißfehler bei der späteren Desinfektion zu vermeiden. Ohne Reinigung funktioniert die Desinfektion bekanntlich mehr schlecht als recht. Alkalische Reiniger verbleiben 2-4 Stunden in den Leitungen und werden anschließend ausgespült. Erst dann empfiehlt sich die 24-stündige Desinfektion mit 12 %iger Natriumhypochloridlösung. Vor der Ankunft der Küken erfolgt das gründiche Ausspülen mit Wasser. Diesen Schritt auf keinen Fall vergessen! Denn die Aufnahme des zumeist hochkonzentrierten Desinfektionsmittels kann zu Verätzungen am Schnabel führen (siehe Bild)
Immer wieder …
Durch die erforderlichen hohen Stalltemperaturen und die niedrige Durchflussrate zu Beginn der Mastperiode sind schnell ideale Bedingungen für mikrobielles Wachstum geschaffen. Zusätzliche Vitamin- und Mineralstoffgaben oder eventuell erforderliche Arzneimittelgaben führen zusammen mit den mikrobiellen Belastungen letztendlich wieder zur Biofilmbildung in den Leitungen. Daher sind auch während des Durchgangs immer wieder entsprechende Hygienemaßnahmen erforderlich. In jedem Falle sind nach jeder Behandlung die Tränkeleitungen mit einem Desinfektionsmittel, welches für den Einsatz im belegten Stall zugelassen ist zu behandeln. Erst nach Ablauf dieser Anwendung beginnt die Wartezeit eines Tierarzneimittels! (Merkblatt orale Medikation des BMEL)
Hierzu gibt es mittlerweile zahlreiche chemische und physikalische Verfahren, einige haben wir dir hier mal bezüglich Nutzen, Stabilität und sonstigen Eigenschaften zusammengefasst:
Eine weitere Möglichkeit um die Bildung von Biofilmen dauerhaft zu verhindert ist der Einbau einer elektromagnetisch wirksamen Gerätes im Stallvorraum. Elektromagnetische Wellen halten durch in festgelegte Pulsfrequenzen die Wassermoleküle in Bewegung. Wasser Inhaltsstoffe werden gebunden und sind dadurch nicht in der Lage an der Leitungswand anzuheften.
Fazit
Wasser gilt als wichtiger Faktor zu Gewährleistung der Tiergesundheit. Seine Qualität spielt besonders für die Tiergesundheit eine wichtige Rolle und sorgt nebenbei für gute Tierleistungen. Bei wiederholtem Auftreten von Gesundheitsproblemen sollte immer auch an eine Wasserprobe denken, um auf eventuelle Mängel einzugehen.
Beachten solltest du in der Praxis, dass nicht nur die Betriebsquelle eine ausreichende Wasserqualität nachweist, sondern auch die Qualität der Tränkeleitungen bis zum Ende des Mastdurchganges gewährleistet werden muss. Regelmäßiges Überprüfen kostet wenig und kann sich richtig lohnen! Also einfach mal die Lage checken ;)